Geschichte

Die modernen Posaunenchöre haben ihren Ursprung im Pietismus, erstmals 1731 in der Herrnhuter Brüdergemeinde in der Oberlausitz erwähnt, und in der Erweckungsbewegung im 19. Jahrhundert. Im Sinne von Eduard (Vater) und Johannes (Sohn) Kuhlo galten sie als „Orgeln im Freien“, mit deren Hilfe missionarische Aufgaben erfüllt werden konnten. Stöbern Sie in unserer

Kleinen Zeittafel

 

Die Anfänge der Posaunenarbeit

Die Anfänge der Posaunenarbeit

16. bis 18. Jahrhundert

Schon im frühen 16. Jahrhundert sind Posaunenensembles auf Bildquellen dokumentiert. Gegen 1500 schreibt der Posaunist Giovanni Aloixe in Briefen über die Einrichtung von Motetten für Bläser. Er berichtet über die Zusammenstellung von fünf Posaunen sowie über die Kombination von vier Posaunen mit zwei Cornetten und vier Posaunen mit vier Schalmeien. 1618 beschreibt Michael Praetorius in seinem Syntagma musicum einen „Posaunen Chor“. Er erwähnt eine Alt- oder Diskantposaune in F, die Gemeine rechte Posaun in B, die Quartposaune sowie eine Oktavposaune. Er gibt Besetzungshinweise für das Zusammenwirken mit Singstimmen, Fagotten, Zinken, Streichern und Blockflöten.

Das chorische Posaunenspiel wurde bis 1750 fast ausschließlich von Stadtpfeifern gepflegt.

 

Erweckungsbewegung

Erweckungsbewegung

19. Jahrhundert

Nach der Aufklärung mit ihrer starken Betonung der Vernunft wollte die Erweckungsbewegung bei den Menschen einen „lebendigen“, vom Herzen kommenden, Glauben wecken. Dies geschah, indem man Menschen bei Zeltmissionen, Freiluftgottesdiensten und „erwecklichen“ Veranstaltungen direkt vor Ort ansprach.

Die Bläser erwiesen sich als gute Möglichkeit, sowohl für diese Veranstaltungen Aufmerksamkeit zu erregen, als auch sie musikalisch zu begleiten. Sie waren mobil einsetzbar, „lautstark“ und konnten durch Mauern hindurch auf die Erweckungsgottesdienste und Zeltmissionen aufmerksam machen. So entstanden im Minden-Ravensberger Land die ersten Posaunenchöre in den Gemeinden für Veranstaltungen der Erweckungsbewegung. Träger dieser Chöre waren Laien, die zwar stark vom Glauben geprägt waren, aber selten eine musikalische Ausbildung hatten.

Pfarrer Eduard Kuhlo versuchte als Erster diese neu entstehende Chorarbeit in das kirchliche Leben zu integrieren und Hilfen für die Posaunenarbeit in den Gemeinden an die Hand zu geben.
 

Die ersten "hundert" Jahre

Die ersten "hundert" Jahre

1856 – 1941

Johannes Kuhlo kam 1856 als Sohn des evangelischen Pastors Eduard Kuhlo (1822–1891) zur Welt, der der neupietistischen Erweckungsbewegung angehörte und sogenannte Jünglings- und Jungfrauenvereine gründete, um junge Menschen religiös zu unterrichten. Auf der Arbeit seines streng bibeltreuen Vaters konnte Johannes Kuhlo später aufbauen.

Kuhlo war zeit seines Lebens musikalisch engagiert. Zusammen mit dem Bielefelder Instrumentenbauer Ernst David konstruierte er das nach ihm benannte Kuhlohorn. Bereits als 25-Jähriger war er nach vielen Bläsertreffen und -schulungen so bekannt und erfolgreich, dass er den Beinamen „Posaunengeneral“ erhielt. Er selbst bezeichnete sich als „Mitarbeiter am Psalm 150“.

Auf Kuhlo geht die „Klavierschreibweise“ für Trompeten und Hörner zurück, bei der die Noten klingend, also in der wirklich erklingenden Tonhöhe, geschrieben werden („C-Notation“). Diese hatte er eingeführt, damit das Zusammenspiel von Gemeinde, Orgel, Chor und Posaunenchor problemlos möglich wurde. Sein Klangideal beruhte auf der Auffassung, dass die Posaunenchöre möglichst genau einen Vokalchor imitieren sollten. Deshalb bevorzugte er Hörner aller Art. Eine Haltung, die schon zu Lebzeiten kritisiert wurde.

Der Namen Johannes Kuhlo ist mit der Posaunenchorgeschichte in Deutschland aufs Engste verbunden. Seine Person wurde divinisiert und glorifiziert, so dass er schließlich eine ähnliche Position einnahm wie Luther im Protestantismus.
In der jüngeren Zeit wird Kuhlos übersteigerter Nationalismus zurecht als äußerst problematisch empfunden. Nach eigenen Worten „konservativ bis auf die Knochen“, musizierte er auf Wahlveranstaltungen, bei „Kaiserhuldigungen“ und, ein Jahr vor der Machtergreifung Mitglied in der NSDAP, musizierte er mehrfach für Hitler.
Kuhlos Anfälligkeit für antisemitisch-faschistisches Gedankengut, seine blinde Verehrung und euphorische Gefolgsbereitschaft gegenüber Staatsmännern, die dieses Vertrauen keinesfalls verdient haben, kann und darf in der modernen Posaunenchorbewegung keine Rolle mehr spielen, ganz im Gegenteil.
 

Jahre der Deutschen Teilung

Jahre der Deutschen Teilung

1945 – 1993

Nach 1945 spaltete sich die Posaunenarbeit in organisatorischer Hinsicht. In manchen Gebieten kehrten die Chöre zum CVJM bzw. Jungmännerwerk zurück (Württemberg und CVJM-Westbund unter Führung von Hermann Mühleisen, dem Vorsitzenden des Reichsbeirates Posaunenchöre im CVJM-Reichsverband, später: CVJM-Gesamtverband).

In den meisten, vor allem norddeutschen, evangelischen Landeskirchen wurden 1945 „Posaunenwerke“ gegründet, die sich zum Dachverband „Posaunenwerk der EKD“, später „Posaunenwerk in der EKD“, mit Fritz Bachmann als Obmann (Nachfolger: Hans-Martin Schlemm und Günther Schulz) zusammenschlossen. Daneben gab es auch selbständige Posaunenchorverbände (Bayern, Baden, Pfalz).

Durch die deutsche Teilung wurden nach dem Mauerbau 1961 die Posaunenwerke in der DDR organisatorisch von den westdeutschen getrennt.
 

Die Gründung des EPiD

Die Gründung des EPiD

1994

Der EPiD ist ein Teil der Wiedervereinigungsgeschichte Deutschlands und der erste Zusammenschluss aller evangelischen Posaunenchöre in Deutschland.

Nach dreijähriger Vorbereitungszeit wurde am 24. September 1994 von 79 Dele­gierten aus 31 Posaunen­werken und -verbänden der neue Dachverband „Evangelischer Posaunendienst in Deutschland e. V.“ in Bethel/Bielefeld aus der Taufe gehoben. Der Vorsitzende des EPiD erhielt die Bezeichnung „Leitender Obmann“. Es wurden ein Posaunenrat gebildet, in dem jeder Verband vertreten ist, sowie vier Ausschüsse für Theologie, Musik, Finanzen und Öffentlichkeitsarbeit. Die bisherigen "Leitenden Obmänner" waren: Holger Gehrke, Bernhard Silaschi, Friedemann Schmidt-Eggert, Rolf Bareis. Seit Mai 2022 hat Frank Möwes dieses Amt inne.